Katholische Kapelle Schloss Hubertusburg
Die Katholische Pfarrkirche St. Hubertus (ehemals Hofkapelle)...
… ist sehenswert, da sie der einzige Raum mit der ursprünglich erhaltenen Ausstattung im gesamten Schloss ist. Sie blieb, auf Bitten des damaligen Kaplans von den Plünderungen der „Hubertusburg“ nach dem 7 jährigen Krieg durch die Truppen vom „Alten Fritz“ (als Vergeltung zur Verwüstung von „Charlottenburg“ in Berlin – Lieblingsschloss des Preußenkönigs – durch sächsische Ulanenregimente) verschont.
Besichtigungen der Katholischen Kapelle können über die Pfarrei Riesa angefragt werden:
Durch Anfrage im katholischen Pfarramt erfährt man, wann die Kapelle geöffnet ist. Das Pfarramt befindet sich im Seitenflügel von Schloß Hubertusburg.
Gemeinde St. Hubertus Wermsdorf
Pfarrer Sebastian Brier
Lessingstraße 9, 01587 Riesa
Tel.: 03525 – 503612
Pfarrbüro St. Hubertus Wermsdorf:
Hubertusburg 2, 04779 Wermsdorf
Frau Marion Hecht
donnerstag 9 – 11 Uhr
Tel.: 034364 – 52390
Architektur und künstlerische Gestaltung der Schlosskapelle
Die Schlosskapelle nimmt die gesamte linke Hälfte vom Hauptflügel des Schlosses mit einer Höhe von drei Stockwerken ein. Rundbogige Arkaden im Inneren tragen die Emporen. Sie schließen in einem Halbkreis mit einer Nische für den Altar das Kirchenschiff ab. Die Empore über dieser kleinen Apsis gibt Raum für die Orgel, und die gegenüberliegende nimmt über die gesamte Breite des Innenraumes die Königsloge ein.
Der Eintretende ist überrascht von den weiß und rot marmorierten Wänden mit den überreich vergoldeten Schmuckornamenten. Es ist kein Marmor, sondern künstlicher Stuckmarmor (Gips, Kalk, Sand). Die Herstellungskunst wurde aus Italien übernommen. Italienische Künstler und Stuckateure arbeiteten hier.
Die einstige Hofkapelle ist dem Schutzheiligen der Jäger, Sankt Hubertus, geweiht. August der III. war ein passionierter Jäger. Auf das Patrozinium der Kapelle verweist das ca. 400 m² große Deckengemälde von Johann Baptist Grone (1682-1748). Das Gemälde stellt die Hubertussage dar. In Jägertracht kniet Hubertus in einer Waldlandschaft vor einem auf einem Felsen stehenden Hirsch, der ein strahlendes Kreuz zwischen seinem Geweih trägt. Rötlich gefärbte Wolken bedecken den abendlichen Himmel, an dem Engelsgestalten zu sehen sind. Einer der Engel trägt eine Mitra und ein anderer einen Hirtenstab herbei, die Zeichen der bischöflichen Würde.
Der Hauptaltar der Kapelle, der Gottesmutter Maria geweiht, ist als reich profilierter Sarkophag in Stuckmarmor gearbeitet. Darauf, ebenfalls in Stuckmarmor ausgeführt, der Tabernakel mit messingvergoldeter Tür. Auf gleicher Höhe mit dem Tabernakel ist eine Stufe für die Altarleuchter angebracht. Hinter dem Altar steht auf einer hohen Predella, die in rotem Stuckmarmor ausgeführt ist, vor der Altarnische eine Figurengruppe, in weißem Stuckmarmor gearbeitet (Maria mit dem Jesuskind; der heilige Ignatius von Loyola-Gründer des Jesuitenordens und der heilige Hubertus). Die Figurengruppe hat Lorenzo Mattielli (1688-1748) gearbeitet. Sie gehört zu den Höchstleistungen dieses römischen Bildhauers. Die Altarnische wird links und rechts begrenzt von Wandpfeilern mit vergoldeten Reliefgehängen. Innerhalb der Orgelempore sind alle Musikinstrumente des 18. Jh. dargestellt. Die Nebenaltäre stehen in je einer Arkadenöffnung. Kleine fliegende Engel beleben die Bogenarchitektur. Der Altar auf der Nordseite ist der heiligen Itha von Toggenburg geweiht, die ebenfalls als Patronin der Jäger verehrt wird. Der Altar auf der Südseite ist dem heiligen Hubertus geweiht. Beide Bilder stammen von Luis de Silvestre (1675-1760). Auch die Deckengemälde im Dresdner Zwinger sind sein Werk.
Die Kanzel links vom Chor lehnt sich an einen Pfeiler zwischen zwei Rundbogen. Sie wird von einer großen Engelsfigur getragen, neben der ein Putto ein Spruchband mit den Worten „Quasi tuba ex alta vocem“ (etwa: „Hört das Wort gleich einer Tuba aus der Höhe“) entrollt. Der Kanzelfuß besteht aus Stuckmarmor, aber die Kanzel ist aus Holz geschnitzt und vergoldet. „An Feinheit der Detaildurchbildung und vornehmer Komposition ist die Kanzel eines der hervorragendsten Stücke des sächsischen Rokoko“ schreibt Cornelius Gurlitt. Unweit der Kanzel in den Arkaden der Fensterseite ist ein großes Relief aus weißem Stuckmarmor zu sehen, das die Himmelfahrt der Maria darstellt. Unter der Empore an der fensterlosen Seite hängen sechs Gemälde, die Darstellungen aus dem Leben von der Heiligen als Thema haben.
Interessant ist das eine, auf dem der „Apostel der Inder“, Franz Xaver vom Jesuitenorden vor einer Hütte liegt. Auf einer Missionsreise starb er im Dezember 1552. Ein anderes Bild zeigt ein Kind, das von einem „Schutzengel“ geführt wird. Es wird Adam Friedrich Oeser zugerechnet, der auch die Wandmalereien im Schloss Dahlen ausgeführt hat. Links neben der Orgel sehen wir ein Stuckrelief. Es zeigt die heilige Cäcilia, eine römische Märtyrerin (gest. im Jahre 230). Sie wird seit dem 15. Jh. als Schutzpatronin der Musik, der Sänger und Dichter verehrt. Auf dem Bild ist sie sitzend an einer Orgel dargestellt.
Vergoldete Reliefs aus Stuckmarmor schmücken die Wände über den Emporen. Sie strahlen eine unwahrscheinliche Pracht aus. In vollendeter Weise werden in den einzelnen Stücken kirchliche Symbole dargestellt. So ist auf dem einen die Tafel mit den römischen Ziffern der „10 Gebote“, auf einem anderen Abendmahlsgerät zu erkennen. Fast alle freien Flächen im Kirchenraum tragen ornamentalen Reliefschmuck in schöner Vergoldung. Ist das „Barock“ oder schon „Rokoko“? Auf jeden Fall gibt er der Kapelle ein feierliches Gepräge.
Die Königsloge und die darüber liegende Pagenloge nehmen mit ihren zwei Etagen fast die gesamte Breite des Kirchenschiffes in Höhe der Empore über dem Eingang ein. Beide Logen sind nach dem Altar zu verglast. Über dem Mittelfenster halten zwei Engel ein Schild mit dem Monogramm des Königs, A.R. (Augustus Rex). Das Innere der Loge ist deshalb bemerkenswert, weil es an den Wänden und an der Tür mit den vergoldeten Leisten und Bronzebeschlägen so ausgestattet ist, wie wir uns die vielen Zimmer im Schlosse vorstellen können.
Die ursprüngliche Orgel wurde von einem Schüler (T. Schramm) von Gottfried Silbermann gebaut, doch leider kurz nach dem 2. Weltkrieg völlig zerstört.
Geschichtliches zur Schlosskapelle
Die Einrichtung einer katholischen Hof- und Pfarrkirche im Jagdschloss Hubertusburg ist ein Teil der Geschichte der Wiederentstehung der katholischen Kirche in Sachsen in nachreformatorischer Zeit. Dieser Neubeginn der katholischen Kirche wird unterstützt durch den Konfessionswechsel zweier Fürsten des Hauses Wettin albertinischer Linie. Aus politischen Gründen tritt 1697 Kurfürst Friedrich August I. zur katholischen Kirche über, um die polnische Königskrone zu erlangen (als König von Polen August II.). 1712 erfolgt die Konversion seines Sohnes, des späteren sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Augusts III.. Diesen Übertritt hatte der Vater aus politischen Überlegungen heraus eingeleitet, um eine Eheverbindung mit dem Haus Habsburg herbeizuführen, durch die Vermählung des Sohnes mit der Erzherzogin Maria Josepha (1699-1757). Die Konversion vollzog der Kurprinz aus religiöser Überzeugung.
Der Neubeginn der katholischen Kirche in Sachsen ist gekennzeichnet durch die Errichtung mehrerer Hof- und Pfarrkirchen. 1699 wird die evangelische Kapelle des Jagdschlosses Moritzburg für katholische Gottesdienste hergerichtet, 1708 wird aus dem italienischen Opernhaus in Dresden eine katholische Hof- und Pfarrkirche bis 1751 die heutige Kathedrale errichtet wurde, 1710 wird in der kurfürstlichen Pleißenburg zu Leipzig eine Hof- und Pfarrkirche eingerichtet.
Aus Rücksicht auf die lutherischen Landstände und die konfessionellen Verhältnisse in Sachsen wurden die katholischen Kirchen in landesherrlichen Gebäuden bzw. auf landesherrlichem Grund und Boden errichtet. Das bestimmt die besondere Rechtslage dieser Kirchen, soweit sie noch vorhanden sind, bis heute. Träger der Seelsorge an diesen Kirchen waren die Patres des Jesuitenordens. Das spiegelt auch die Ikonographie dieser Kirchenräume wieder.
Zu diesen Hof- und Pfarrkirchen gehört auch die Schlosskapelle von Hubertusburg. 1710 errichtete der Statthalter Fürst Egon Anton Fürstenberg (1656-1716), der im Jahr 1698 von August dem Starken den Auftrag erhielt den Wermsdorfer Forst zur Parforcejagd einzurichten und dazu das Wermsdorfer Jagdschloss bekam, für sich und die Katholiken seiner Umgebung eine Kapelle im Jagdschloss Wermsdorf. 1719 übergab der König seinem Sohn und dessen Gemahlin die gesamte Parforcejagd-Equipage und ließ 1721 durch Johann Christoph Naumann (um 1664-1742) das Jagdschloss Hubertusburg bauen. Im östlichen Seitenflügel war die Kapelle eingerichtet die 1726 von dem Beichtvater des Königs, P. Heinrich Dußig (1661-1737), eingeweiht wurde. In dieser Kapelle wurde 1739 der in Hubertusburg geborene Prinz Clemens Wenzeslaus (1739-1812), der spätere Erzbischof und Kurfürst von Trier, getauft. Zu den Paten zählte Papst Clemens XII. (im Amt von1730-1740), den der päpstliche Nuntius am polnisch-sächsischen Hof und Bischof von Krakau Johann Alexander Lipski (1734-1746) vertrat. Er übergab im Namen des Papstes zwei Bilder, das eine stellt den heiligen Ignatius von Loyola, das andere den heiligen Franz Xaver dar. Die Bilder wurden 1745 in die neue Schlosskapelle übertragen.
1743-1751, fast gleichzeitig mit dem Bau der katholischen Hofkirche in Dresden, ließ König August III. durch Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel (1685-1752) umfangreiche Um- und Neubauten in Hubertusburg durchführen. Dabei wurde die ganze linke Hälfte des Hauptflügels des neuen Schlosses für die Kapelle bestimmt. Am 22. Juni 1745 erfolgte die liturgische Feier der Grundsteinlegung durch den Beichtvater des Königs, P. Ludwig Ligeritz SJ (1701-1761). Am 8. Oktober 1745 benedizierte (segnete) P. Liegeritz die Kapelle. Am 9. Oktober trafen der König, die Königin und der Hof in Hubertusburg ein. Am 10. Okt. 1745 fand der erste feierliche Gottesdienst in Gegenwart der Majestäten statt. Höhepunkt der kirchlichen Feier in diesen Tagen war der Gottesdienst am 3. November, dem Tag des heiligen Hubertus, des Patron der Jäger, dem die Kapelle geweiht war. In den Jahren 1746/47 erfolgte die Vollendung der Inneneinrichtung. Sie war nach den Jahresberichten der Dresdner Jesuiten am 4. Oktober 1747 abgeschlossen.